Autoverkauf
21/1/2023
Yusuf Aydin

Auto verkaufen: So lohnt es sich und darauf musst du achten

Was musst du beachten, welche Unterlagen brauchst du und was sind die Gefahren. Ich habe schon tausende von Autos gekauft und verkauft und zeige dir was sich lohnt, wie es abläuft und worauf du mindestens achten solltest.

1. An wen willst du dein Auto verkaufen?

An erster Stelle steht die Entscheidung, ob du dein Auto an einen Privatverkäufer oder ob du es an einen Händler verkaufst. Beide Varianten haben vor und Nachteile.

  • Verkauf an Privat: Hier erhältst du zumindest für günstige Fahrzeuge meistens den höheren Verkaufspreis. Günstige Autos werden auf Käuferseite oft von Privat gekauft, so ist viel Nachfrage für dein Auto da.

    Auf der anderen Seite musst du einen oft nervenzehrenden Verkaufsprozess hinnehmen und viele schriftliche und telefonische Anfragen beantworten. Du musst dich mit unbekannten Käufergruppen treffen und dein Auto Probefahren lassen.

    Ein großes Problem ist auch die Art der Bezahlung, besonders wenn dein Auto noch finanziert ist. Bei finanzierten Autos erhält der Käufer erstmal keinen Brief, er muss also bereit sein ein Risiko einzugehen.

    Zuletzt muss das Auto meistens angemeldet übergeben werden und du musst dem Käufer vertrauen, dass er es zügig abmeldet.

    Ich habe dir einen Muster Kaufvertrag vorbereitet, damit kannst du die Risiken möglichst klein halten: Muster Kaufvertrag
  • Verkauf an Händler: Hier kommt es darauf an ob du ein günstiges oder ein eher hochwertiges Auto verkaufst.

    Bei günstigen Autos haben Händler zusätzlich zu Ihrer Marge ein hohes Gewährleistungsrisiko zu tragen, das drückt den Preis deutlich.

    Bei hochwertigen Autos ist das Gewährleistungsrisiko geringer. Außerdem ist die Nachfrage beim Händler höher, teure Autos werden meistens von Händlern gekauft, Privatverkäufer werden gemieden – das steigert die Nachfrage und den Preis.

    Unabhängig vom Preis ist der größte Vorteil bei einem Verkauf an Händler die Abwicklung. Meistens erledigt der Händler den Papierkram und kauft auch problemlos finanzierte Autos an. Die Bezahlung läuft bei seriösen Betrieben per Echtzeitüberweisung bei Übergabe und Autos können Dank Händlerkennzeichen auch abgemeldet übergeben werden. Da Autohäuser als „Händler hochwertiger Waren“ von verschiedenen Aufsichtsbehörden kontrolliert werden, ist die Sicherheit im Gegensatz zu einem Privatverkäufer insgesamt höher.

Bei einem Verkauf an einen Händler musst du nichts weiter tun, alle folgenden Schritte übernimmt dein Händler. Im Weiteren geht es rein um deinen selbst organisierten Verkauf an Privat.

 

2. Vorbereitung eines Verkaufs an Privat

  1. Ausstattung zusammenstellen: Idealerweise liegt dir eine Ausstattungsliste deines Verkäufers vor, die Liste kannst du prüfen und nutzen.

    Alternativ kannst du bei vielen modernen Autos auch die Ausstattung über die Website oder App des Herstellers abrufen. Du kannst dein Auto mit der Fahrgestellnummer registrieren und dir die Daten anzeigen lassen.

    Als letzte Möglichkeit bleibt dir, bei einer Herstellerwerkstatt anzufragen. Je nach Gemütszustand des Mitarbeiters ist dieser bereit dir die Ausstattungsliste zu erstellen und zuzuschicken.
  2. Fahrzeug bewerten: Vergiss Listen von Schwacke oder DAT, vergiss Bewertungsgutachten – all das ist ungenau, nicht aktuell und nicht aussagekräftig und war relevant vor der Zeit des Internets. Heute wird der Preis eines Autos am tatsächlichen Markt bestimmt.

    Am besten gehst du auf www.mobile.de oder www.autoscout24.de, wobei Ersteres die meisten Angebote hat. Suche nach vergleichbaren Autos, die von anderen Privatverkäufern angeboten werden, an Angeboten von Autohäusern darfst du den Wert nicht bemessen, die Käufergruppen sind zu unterschiedlich.

    Wichtige Kriterien zum Vergleichen sind das exakte Modell, Erstzulassung, Kilometerstand, Farbkombination und die Ausstattung.

    Vergiss nicht die Filter auf Privatanbieter und Deutschland zu stellen.

    Jetzt schaust du, wo die Masse an vergleichbaren Fahrzeugen liegt. Preise die stark nach unten oder nach oben abweichen kannst du ignorieren. Bei auffällig günstigen Angeboten liegen meist Ungereimtheiten vor, wie ein „seltsamer“ Verkäufer oder eine undurchsichtige Fahrzeughistorie. Bei sehr teuren Angeboten handelt es sich meist um Privatleute die nicht wirklich verkaufen wollen, sondern vergeblich hoffen „ein Dummer meldet sich vielleicht“.

    Wichtig ist wie gesagt, wo die Masse liegt, da preist du dein Auto ein.
  3. Aufbereitung: Das Auto sollte innen und außen komplett gereinigt und aufbereitet werden. Ein sauberes Auto ist sehr wichtiges Kriterium, besonders bei hochpreisigen Fahrzeugen.

    Niemand will viel Geld für ein dreckiges Auto zahlen, also schau das du dich darum kümmerst.
  4. Fotos: Fotos kannst du mit einem modernen Smartphone aufnehmen, das reicht aus. Ich empfehle von außen eine Front- und Heckansicht, eine Ansicht von schräg vorne und von schräg hinten und eine von beiden Seiten. Im Innenraum solltest du ein Foto von vorne und von hinten, von der Lenkradansicht und der Mittelkonsole machen. Ein Foto vom Koffer- und Motorraum kann auch nicht schaden.

    Achte darauf, dass alle Fotos gut belichtet sind. Gute Fotos sind im Verkauf über das Internet sehr wichtig.
  5. Anzeigen erstellen: Anzeigen kannst du kostenlos auf www.mobile.de oder www.autoscout24.de erstellen. Trage hier alles zusammen, was du in den bisherigen Schritten gesammelt hast.

    Gib unbedingt deine Telefonnummer mit an. Anrufe können nervig sein, ich weiß, aber die meisten Käufer wollen keine E-Mails schreiben und ignorieren Anzeigen ohne Nummer direkt.


3. Vorverhandlung

Oder anders gesagt, die Hölle. Du wirst eine Menge Anrufe und E-Mail kriegen, zu den unmöglichsten Uhrzeiten – den Leuten ist hier alles egal.

Du wirst immer die gleichen Fragen beantworten und viele Dokumente wie Serviceberichte, Zulassungsbescheinigungen und zusätzliche Fotos verschicken müssen.

Du wirst mit jedem Interessenten neu und aufwändig verhandeln.

Um einen guten Preis zu erzielen, musst du geduldig sein, vergiss nicht, du bist der Verkäufer, du willst das Geld. Es ist viel Arbeit aber es gehört eben dazu. Immerhin geht es um viel Geld und man muss hier auch die Käufer verstehen. Niemand kauft gerne die Katze im Sack und das Verhandeln ist bei Privatverkäufern normal.

Wenn du geduldig bist und deine Interessenten gut behandelst solltest du einen Besichtigungs- bzw. Probefahrttermin vereinbaren können.



4. Besichtigungstermin

  • Probefahrt: Eine Probefahrt ist meist nicht vermeidbar, Käufer möchten das Auto testen. Risiken können hier leider nicht vermieden werden, bei einem Unfall haftet deine Versicherung. Vereinbarungen, die deine Versicherung von einer Haftung freistellen und Schäden dem Probefahrer aufbürden, sind im Fall der Fälle unwirksam.

    Du kannst dich nur von einigen wenigen Haftungsrisiken schützen – vorausgesetzt natürlich, der potenzielle Käufer ist überhaupt zahlungswillig oder zahlungsfähig.

    Ich habe dir eine Muster Probefahrtvereinbarung vorbereitet, die dir hierbei helfen soll: DOWNLOAD PROBEFAHRTSVEREINBARUNG



5. Kaufvertrag

  • Kaufvertrag: Du kannst deinen eigenen Kaufvertrag erstellen oder ein Muster von einem der bekannten Plattformen oder des ADAC nutzen.

    Ich habe dir hier aber auch einen Muster-Kaufvertrag erstellt: Muster Kaufvertrag
  • Zahlung: Hier kommt es darauf an, ob du den Fahrzeugbrief vorliegen hast, oder nicht.

    Hast du den Brief da, ist es relativ einfach. Am besten vereinbarst du eine Zahlung per Echtzeitüberweisung. Der Käufer kann so vor Ort bei der Übergabe bezahlen und erhält direkt die Dokumente, Schlüssel und das Fahrzeug.

    Hast du den Brief nicht und es liegt bei der Bank, ist es schwieriger. Letztendlich willst du dein Auto nicht ohne Zahlung herausgeben, auf der anderen Seite will der Käufer nicht zahlen, ohne den Brief zu erhalten.

    Einer von euch beiden wird der anderen Seite also einen Vertrauensvorschuss geben müssen. Ich empfehle, dass du den Käufer überzeugst dir den Kaufpreis zu überweisen und alle Dokumente, Schlüssel und das Fahrzeug mitzunehmen. Du löst dann die Finanzierung zügig ab und schickst dem Käufer den Brief zu.

    Alternativ gibt es aber auch eine für den Käufer sicherere Variante an, bedeutet für dich aber mehr Arbeit.

    Zuerst fragst du bei deiner Bank die offene Ablösesumme an. Danach bevollmächtigst du den Käufer schriftlich, die Ablösesumme zu begleichen und den als Sicherheit hinterlegten Fahrzeugbrief in Empfang zu nehmen. Diese Vollmacht schickst du vorab deiner Bank, sodass es hinterlegt ist.

    Am Tag der Übergabe überweist der Käufer vor deinen Augen den Ablösebetrag an deine Bank und den Restbetrag an dich, bzw. sollte die Ablösesumme größer als der Verkaufspreis sein überweist du den Restbetrag an die Bank. Der Käufer übernimmt direkt das Fahrzeug samt aller Dokumente und erhält nach ein paar Tagen dank hinterlegter Vollmacht den Fahrzeugbrief von der Bank.

    Ich habe dir hier eine Muster-Vollmacht zur Ablösung vorbereitet die meiner Erfahrung nach von den meisten Banken akzeptiert wird: Muster-Vollmacht

6. Übergabe

Gleichzeitig mit erfolgter Bezahlung solltest du das Fahrzeug samt aller Dokumente und Schlüssel übergeben.

Du fragst dich jetzt, ob du dein Fahrzeug an- oder abgemeldet übergeben sollst. Schwierige Entscheidung, wenn das Fahrzeug noch finanziert ist und der Käufer auf den Brief warten muss, könntest du als gegenseitigen Vertrauensvorschuss das Fahrzeug angemeldet übergeben.

Wenn der Käufer aber schon alle Dokumente inklusive Fahrzeugbrief bekommt, solltest du dein Auto zur Sicherheit vor der Übergabe abmelden – so ist die Sache für beide Seiten abschließend erledigt. Der Käufer muss das Auto dann mit Kurzzeitkennzeichen oder falls es ein Händler ist mit Händlerkennzeichen oder auf einem Hänger überführen.

Solltest du dein Auto abgemeldet haben und der Interessent kommt nicht, kannst du das Auto unkompliziert wieder zulassen. Die Kosten für eine Anmeldung auf denselben Halter sind mit ein paar Euro gering.



7. Fazit

Für Leute die Zeit haben Arbeit reinzustecken und bereit sind ein bestimmtes Risiko einzugehen, ist der eigenständige Verkauf eine gute Alternative. Besonders wenn du ein preisgünstiges Auto mit verkaufst, ist das Risiko überschaubar und der Vorteil, den du durch den höheren Verkaufspreis erzielst, ist es wert.

Bei hochpreisigen Fahrzeugen dagegen kann ich keinen eigenständigen Verkauf empfehlen. Der Kreis an privaten Käufern, die tatsächlich bereit sind, ein hochpreisiges Auto von Privat zu kaufen ist sehr gering. Dies führt dazu, dass der erzielbare Preis oft unter oder gleich zum Händlereinkaufspreis liegt. Gleichzeitig ist der Aufwand und das Risiko im Schadens- oder Betrugsfall wesentlich höher. Insgesamt gibt es hier also praktisch keinen finanziellen Vorteil, dafür aber ein hohes finanzielles Risiko.

Ich persönlich habe festgestellt, dass es auf dem Käufermarkt für privat verkaufte hochpreisige Fahrzeuge nur drei Kundengruppen gibt: Händler, Händler die sich als Privatleute ausgeben und Privatleute die sich gut auskennen und bereit sind, ein Fahrzeug von Privat zu kaufen, wenn der Verkäufer ein entsprechendes Schnäppchen anbietet